Das Grüne Museum

Größter CO₂-Verursacher am Museum Folkwang war und ist die in Teilen durch Erdgas betriebene Klimatisierung des Gebäudes, die sich in Kältetechnik, Heiz- und Dampfversorgung unterteilt. In Zusammenarbeit mit der Immobilienwirtschaft der Stadt Essen und der GVE Grundstücksverwaltung wurde 2020 die Kältetechnik auf Ökostrom-betriebene Anlagen neuester Bauart mit Freikühlfunktion und deutlich geringeren Prozessverlusten umgestellt. Dadurch konnten der Erdgas-Verbrauch und die damit verbundenen CO₂-Emissionen bereits um durchschnittlich 40-50% gesenkt werden. Ebenso kommen seither deutlich klimafreundlichere „Low GWP“-Kältemittel zum Einsatz. Das Museum Folkwang verfolgt das Ziel, unter völligem Verzicht auf Erdgas auch die Heiz- und Dampfversorgung auf Ökostrom-betriebene Wärmepumpen umzurüsten, um eine gänzlich klimaneutrale Energieversorgung des Museums zu gewährleisten. Unterstützt wird die bereits seit 2010 bezogene Versorgung mit Ökostrom durch eine im Jahr 2022 errichtete und in Betrieb gegangene hauseigene Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 237 kWp, deren Stromerzeugung zu 100% in die museumseigene Versorgung eingespeist wird. Parallel dazu arbeitet das Museum Folkwang daran, den Energiebedarf weiter zu reduzieren, u. a. durch die sukzessive Umstellung der Lichttechnik von Halogen-Leuchtmitteln auf LED, zusätzliche Verschattungsanlagen und die temporäre bzw. dauerhafte Abschaltung nicht zwingend erforderlicher gebäudetechnischer Einrichtungen.

Die Sensibilisierung für Fragen der Nachhaltigkeit findet im programmatischen und kuratorischen Bereich Niederschlag. Hierzu zählen Programme, die Nachhaltigkeit und Klimaschutz explizit adressieren, wie die aus dem Langzeit-Projekt „Folkwang und die Stadt“, entwickelte Zusammenarbeit mit zahlreichen lokalen wie internationalen Initiativen und Künstler:innen, die eine gesellschaftliche wie ökologische Transformation verhandeln. Darüber hinaus werden Sonderausstellungen zunehmend aus Sammlungsschwerpunkten heraus entwickelt, die es ermöglichen, auf Bestände der eigenen Sammlung mit reduzierter Transportlogistik zurückzugreifen. Auch Ausstellungen digitaler Kunst unter gänzlichem Verzicht auf Kunsttransporte haben in jüngster Zeit Eingang in die Ausstellungsprogrammatik des Museum Folkwang gefunden.

Das Pilotprojekt „Klimabilanzen in Kulturinstitutionen“, initiiert von der Kulturstiftung des Bundes, ermöglichte dem Museum Folkwang in den Jahren 2019/20 nicht nur die erstmalige Erstellung der eigenen Klimabilanz, sondern auch im „Konvoi-Verfahren“ mit den beteiligten Kultur-Organisationen gemeinsam unter Begleitung von Expert:innen Erfahrungen zu teilen und voneinander zu lernen. Der Austausch und die Vernetzung des Museum Folkwang im Bereich Nachhaltigkeit hat sich zwischenzeitlich ausgeweitet und findet in zahlreichen Gremien und Arbeitstreffen eine Fortsetzung. Im Jahr 2023 ist das Museum Folkwang dem bundesweiten, von  der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) der Bundesregierung geförderten Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien (ANKM) beigetreten, das eine zentrale, spartenübergreifende Anlaufstelle für das Thema Betriebsökologie in Kultur und Medien bietet – mit dem Ziel der Identifikation und der Vernetzung der Pionier:innen mit interessierten Akteur:innen, dem Aufbereiten und Zugänglichmachen der bereits erfolgten Erfahrungen und dem Initiieren und Begleiten von zukünftigen Kooperationen und Pilotprojekten.

Zur Förderung der Biodiversität im urbanen Raum hat das Museum Folkwang im Jahr 2022 in Zusammenarbeit mit dem städtischen Fachbereich Grün und Gruga eine Staudenbepflanzung auf den Grünflächen rund um das Museumsgelände angelegt. Bei der Ausführung wurden in besonderer Weise die Aspekte Dauerhaftigkeit, Naturnähe und Insektenschutz berücksichtigt. Neben Zwiebelpflanzen wie Narzissen und Traubenhyazinthen kommen nicht nur blühende Pflanzen wie Schafgarbe, Goldrute und Hain-Salbei zum Einsatz, sondern auch Gräser und andere Pflanzen, wodurch die Dauerhaftigkeit der Bepflanzung über mehrere Jahre erreicht wird. Damit ist es möglich, Biodiversität und wohnortnahes Naturleben auf der Basis heimischer Pflanzenarten zu fördern. Die Bewässerung erfolgt über eine integrierte, digital gesteuerte Bewässerungseinrichtung.
Die Finanzierung erfolgte zu 100 Prozent aus Fördermitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union.

Neben den durch Energieverbrauch und Museumsbetrieb verursachten Emissionen wird in der Klimabilanzierung zukünftig auch die An- und Abreise der Museumsbesucher:innen gewertet. Bereits erfolgte Maßnahmen umfassen die Einrichtung eine E-Ladestation für PKWs in der museumseigenen Tiefgarage, die Bewerbung als fahrradfreundliche Destination sowie Ticketkooperationen mit dem örtlichen ÖPNV (Ruhrbahn) zu ausgewählten Sonderausstellungen. Im Jahr 2023 führt das Museum Folkwang eine Umfrage zum Thema Besucher:innen-Mobilität durch. Auch die Effekte durch die Einführung des bundesweiten 49-Euro-Tickets werden dabei untersucht. Mit Auswertung der Studie sollen weitere Anreize für eine klimafreundliche Besucher:innen-Mobilität entwickelt werden.