Astrid Nippoldt

Zu Beet & Feed:

„Ausgehend von meiner Recherche zum Phänomen Cape Coral visualisiert Beat & Feed die Gemütslage eines Ortes, der bestimmt ist von wirtschaftlicher Not, Aufbruchstimmung und Melancholie. Es reflektiert das Rückzugsgefecht einer sozialen Utopie, deren goldene Zeiten längst hinter ihr liegen und die obendrein von der weltweiten Immobilienkrise zu Boden gestreckt wurde.

Sowohl Bild als auch Ton bestehen aus Footage-Material. Zu einem animierten Kameraflug über die labyrinthisch angelegten Wasserkanäle Cape Corals mit den in endloser Folge angrenzenden Privatgrundstücken inklusive Einfamilienhaus, Pool und Bootsanleger, spricht die ruhige, beinahe sentimental klingende Stimme eines Immobilienhändlers. Er bietet leerstehende Häuser an, beschreibt minutiös sämtliche Objektdetails, ohne Schäden, Nachteile und Haken zu verschweigen.

Im Duett mit dem Makler spielt ein fortwährender rhythmischer Klang – den man aus der Welt der Videospiele, etwa dem legendären Pac-Man-Spiel, zu kennen glaubt – einen Marsch, als ob er die Kamera auf ihrer Fahrt über die Stadt antreiben wolle.

Anfang und Ende des Videos sind wie auch die Länge variabel. Das heitßt, das Video kann sowohl als Loop auf Monitor als auch als Filmprojektion gezeigt werden.“

(Astrid Nippoldt)

zu Queue:

(…) Für die Arbeit „Queue“ recherchierte Astrid Nippoldt Haltungen und Gebärden von „Suchenden“ und verdeutlicht damit eine doppelte Strategie: Ihre gefundenen Abbilder von Arbeitssuchenden thematisieren auf der einen Seite die in unserer Gesellschaft immer wiederkehrenden Krisensituationen, in denen Menschen nach Arbeit suchen, um zu überleben. Die digitale Bearbeitung transformiert den Bilderreigen aber in eine andere Dimension, in der die Suche an sich als ein Ausdruck von Menschlichkeit und als eine emotionale Geste dargestellt wird.

(Susanne Hinrichs, aus dem Katalog zum 1. Paula Modersohn-Becker Preis 2010, Worpswede)

Biografie
*1973 in Gießen
Studium Hochschule für Künste Bremen bei Jean-François Guiton und Yuji Takeoka
2001 Artist in Residenz, PointB, Brooklyn, New York
2002 Artist-in-Residency, Astèrides Ateliers d'Artistes, Marseille
2002/03 Stipendiatin des Stipendiums Junge Kunst in Essen im Kunsthaus Essen
2004/05 Cité Internationale des Arts, Paris
Arbeitsstipendium zur Förderung junger Künstler, Jürgen Ponto-Stiftung, Frankfurt
2006 Stipendiatin der Deutschen Akademie in der Villa Massimo, Rom
2007 Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen
2010 Institut für Raumexperimente, Klasse von Olafur Eliasson, postgraduierten Stipendium, Universität der Künste, Berlin
Austauschprofessur im Atelier Time-Based Media, Hochschule für Künste, Bremen
Lebt und arbeitet in Bremen