Ausstellungen
Tankstelle Martin Bormann
In einer Sonderpräsentation zeigt das Museum Folkwang wichtige Neuerwerbungen der Gegenwartskunst für die eigene Sammlung seit 2006, die die permanente Ausstellung der Kunst nach 1945 im Neubau ergänzt. Im Zentrum stehen Werke, die dank großzügiger Schenkungen und der Unterstützung von Künstlern, Stiftungen, Sammlern und Förderern für das Museum Folkwang erworben wurden und nun erstmals gezeigt werden.
Der Titel der Ausstellung ist der großen Installation von Martin Kippenberger Tankstelle Martin Bormann entlehnt, die der Künstler nach seiner Brasilienreise vom Winter 1985/86 realisierte. Kippenberger, der zu den wichtigsten Künstlern seiner Generation zählt, hat einem der mächtigsten Nazis, dem im Nürnberger Prozess in Abwesenheit zum Tode verurteilten Privatsekretär Hitlers Martin Bormann, mit der "Tankstelle" eine vermeintliche Wirkungsstätte und Tarnadresse angedichtet. Bormann nahm sich Anfang Mai 1945 offenbar in Berlin das Leben, sein Skelett wurde 1972 gefunden und später identifiziert. Lange allerdings kursierten Gerüchte, Bormann sei, wie zahlreiche Nazi-Funktionäre, nach Südamerika geflohen und würde sich dort versteckt halten. Mit dieser Installation konnte Dank großzügiger Unterstützung erstmals ein Hauptwerk des in Essen aufgewachsenen Künstlers für die Sammlung erworben werden.
Zu den weiteren Hauptwerken zählt die aus dreihundert Bildtafeln bestehende, film- oder friesartige Sequenz Garbage Day der Künstlergruppe The Royal Art Lodge. Spontane, humorvolle Zeichnungen und Malereien, die in kollektiver Arbeit entstanden und vom Comic inspiriert sind.
Inmitten des Garbage Day-Raums steht die Plastik SleepStudySkull, 1996, eine Überlebenskapsel in Form eines abstrakten Schädels, ausgestattet mit Bett, Lampe und Tisch. Sie repräsentiert eine frühere Arbeit des holländischen Künstlerkollektivs Atelier Van Lieshout, das seine Werke als hybride Mischung aus Installation, Raumarbeit, Möbel und Plastik entwickelt.
Präsentiert werden ebenso Erwerbungen und Schenkungen aus dem Bereich der Videokunst, darunter Arbeiten von Klaus vom Bruch, Ernst Mitzka, Deimantas Narkevicius, Marcel Odenbach und dem Münchener Künstlerduo M + M (Marc Weis und Martin De Mattia).
Die Installation und Projektion wilhelm noack ohg (2006) von Simon Starling befasst sich mit der Geschichte der Metall verarbeitenden Firma Wilhelm Noack, die seit über 100 Jahren in Berlin existiert. Mit seinem 35mm-Film zeichnet Starling nicht nur historische Produktionsprozesse und Entwicklungen der Firma Noack nach, sondern er integriert beiläufig auch die Fertigung seiner eigenen Skulptur: die Filmschleifenwendeltreppenprojektionsmaschine basiert auf einem Entwurf der Firma Noack für Wendeltreppen.
Die Fotografische Sammlung zeigt Fotoarbeiten von Rudolf Bonvie, die eine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Text und Pressebild verbindet.
Aus dem Bereich der Grafischen Künste sind eine 32-teilige Serie des Amerikaners Terry Fox der lange Jahre in Europa lebte, sowie zwei großformatige Zeichnungen der amerikanischen Künstlerin Roni Horn zu sehen.
Im ersten Raum der Sonderpräsentation begegnen die Besucher der konzeptuellen, lebenslang dauernden Arbeit von Christin Lahr Macht Geschenke. Seit dem 31. Mai 2009 überweist die Künstlerin täglich 1 Cent an das Bundesministerium der Finanzen, um beim Abbau des Schuldenbergs mitzuwirken. In den "Verwendungszweck" des Überweisungsauftrags schreibt sie jeweils 108 Zeichen aus Karl Marxs Das Kapital.
Als jüngste Erwerbungen werden zudem zwei Gemälde des US-Amerikaners Terry Winters gezeigt.
Unser herzlicher Dank für großzügige Unterstützung richtet sich an
Frau Otto-Knaudt-Stiftung
Krupp-Jubiläums-Stiftung
Alfred und Cläre Pott-Stiftung
Dr. Meyer-Struckmann-Stiftung
Eugen-und-Agnes-von-Waldthausen-Platzhoff-Museums-Stiftung
Stadt Essen
Folkwang Museumsverein
Ludine und Klaus Hinrichs
Christin Lahr
sowie die Förderer und Förderinnen, die es vorziehen, ungenannt zu bleiben.
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