Jana Gunstheimer

„Herr Wosche wächst unaufhörlich. Wann genau es anfing, weiss er nicht mehr. Wenn er nach draußen wollte, musste er den Kopf einziehen. Er stieß sich ständig, die Hosen wurden zu kurz. Irgendwann passte er nur noch durch die Tür, wenn er in die Knie ging. Dabei wirkte er wie ein Riesenbaby, dessen Geist sich nicht so schnell entwickeln konnte wie sein Körper. Überhaupt kann Herr Wosche sich an immer weniger erinnern. Er scheint vergessen zu haben, wer er ist. Er verlernt alles. Seine Schrift wird unleserlich, seine Sprache ist kaum noch zu verstehen. Die Laute, die von sich gibt, ähneln dem Bellen eines tollwütigen Hundes. Er faucht und kratzt und beißt. Herr Wosche ist gefährlich. Er kann nicht mehr alleine leben.“
(Jana Gunstheimer)

Biografie
*1974 in Zwickau
1993 – 1998 Studium Ethnologie und Kunstgeschichte an der Universität Leizig; Magister Artium
1997 – 2003 Studium an der Kunsthochschule, Burg Giebichenstein, Halle
2001 Academy of Fine Arts, Athen
2001 Ohio University, Athens, Ohio USA
2001 Erasmus-Stipendium Academy of Fine Arts, Athens
2003 Arbeitsstipendium in der Villa Vigoni, Italien
2003 Förderpreis Bildende Kunst des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung Berlin
2003/04 Stipendiat des Stipendiums Junge Kunst in Essen im Kunsthaus Essen
2004 Stipendiat des Stipendiums Junge Kunst in Essen im Kunsthaus Essen
2010 Stipendiatin der Deutschen Akademie in der Villa Massimo, Rom
Lebt und arbeit in Jena