Mykola Ridnyi

SHELTER, 2012, 6'13''

Der Schauplatz von Shelter ist ein unterirdischer Bunker, der in eine Oberschule zur Ausbildung für den Militärdienst umfunktioniert wurde. Der Erzähler, ein fast 80-jähriger Lehrer, scheint sich nicht für die aktuelle politische Situation zu interessieren, bleibt aber seinen vom Kalten Krieg geprägten Prinzipien treu. Seine Schüler sind weniger von Patriotismus oder Propaganda begeistert als von Schießständen und Waffen, die sie bis dahin nur aus Computerspielen und Hollywood-Actionfilmen kannten. Dieser 2012 gedrehte Film, in dem der Schutzraum als Relikt und Phänomen zugleich dargestellt wird, erhielt 2014 eine neue Bedeutung. Nach dem Einmarsch in die Ostukraine wurden viele Schutzräume wieder in ihre ursprüngliche Funktion zurückverwandelt; viele Abiturienten wurden zur Armee eingezogen, andere schlossen sich Freiwilligenbataillonen an. Im Jahr 2022 erhält der Film durch den Angriffskrieg Russlands erneut Aktualität.

MYKOLA RIDNYI, *1985 in Charkiw, vereint verschiedene künstlerische Aktivitäten: Er ist Künstler und Filmemacher, Kurator und Autor von Essays über Kunst und Politik. Seit 2005 ist er Gründungsmitglied der SOSka-Gruppe, eines Kunstkollektivs in Charkiw. Im selben Jahr war er Mitbegründer des SOSka Gallery-Lab im Zentrum von Charkiw. Unter Ridnyis Leitung war die Galerie und das Labor maßgeblich an der Entwicklung der Kunstszene in der Region beteiligt. Er kuratierte eine Reihe von internationalen Ausstellungen in der Ukraine, darunter "After the Victory" (CCA Yermilov Centre, Kharkiv 2014) und "New History" (Kharkiv Art Museum, 2009). Seit 2017 ist Ridnyi Mitherausgeber des Online-Magazin Prostory. 2019 kuratierte er "Armed and Dangerous" eine Multimedia-Plattform, die Videokünstler:innen und Experimentalfilmregisseur:innen in der Ukraine zusammenbringt.

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Mykola Ridnyi, Shelter, 2012, 6’13’’