Ausstellungsprogramm 2025
„Oh To Believe in Another World“ – William Kentridge, Germaine Krull und Paula Rego. Starke Positionen und gesellschaftliche Kipp-Punkte prägen das Jahresprogramm 2025 im Museum Folkwang
Essen, 21.11.2024 – Das Museum Folkwang blickt voller Spannung auf das Ausstellungsjahr 2025. Epochenübergreifend und interdisziplinär widmet sich das Programm den großen Themen unserer Zeit. Kunst wird zum Ausgangspunkt für Dialoge zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen dem Lokalen und Globalen. Hochkarätige Ausstellungen wie William Kentridge. Listen to the Echo, innovative Kooperationen und eine verstärkte Einbindung der Stadtgesellschaft kennzeichnen das kommende Jahr.
Von der Tanzperformance Lunar Cycle des international renommierten Choreografen Richard Siegal über die Retrospektive der portugiesisch-britischen Malerin Paula Rego bis zur kosmopolitischen Pionierin der künstlerischen Fotografie Germaine Krull spannt sich gattungsübergreifend ein künstlerischer Bogen über mehr als einhundert Jahre gesellschaftspolitischer Transformationen. Im Herbst präsentiert das Museum Folkwang eine Retrospektive zu William Kentridge, der sich seit vielen Jahren auf poetische Weise gesellschaftlichen und politischen Themen widmet, die nicht nur in seinem Heimatland Südafrika von großer Relevanz sind.
„Mit dem Jahresprogramm 2025 schafft das Museum Folkwang einen Raum, in dem gesellschaftliche Kipp-Punkte in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf künstlerische Weise verhandelt werden – einen Ort der Reflexion, Empathie und Imagination. Unsere Ausstellungen laden dazu ein, gemeinsam über zentrale gesellschaftliche Themen nachzudenken und sich eine andere, bessere Welt vorzustellen", betont Peter Gorschlüter, Direktor des Museum Folkwang.
Von der Wiener Moderne zum Hip-Hop
Mit Walk this Way und Photography Masters eröffnet das Museum Folkwang das Ausstellungsjahr 2025. Die Präsentation von Yusuf Hassan/Blackmass Publishing zu Hip-Hop- und Street Culture beleuchtet den kulturellen Einfluss von 50 Jahren Hip-Hop und vereint visuelle und musikalische Positionen vornehmlich Schwarzer Kultur. Parallel zeigt Photography Masters Abschlussarbeiten des Studienprogramms Photography Studies and Practice der Folkwang Universität der Künste.
Den Auftakt in der großen Ausstellungshalle markiert die spektakuläre Performance des US-amerikanischen Choreografen Richard Siegal. Seine immersive Rauminstallation Lunar Cycle (15. März – 13. April 2025) kombiniert Tanz, Musik, Licht und Publikumsbeteiligung zu einer poetischen Auseinandersetzung mit dem Klimawandel. Über den Zeitraum eines Mondphasenzyklus von Vollmond zu Vollmond bringt die Langzeit-Performance Geodaten schmelzender Polkappen mit Bewegung und Live-Musik zusammen. Die Zusammenarbeit mit renommierten Partnern wie dem Ballet of Difference, dem Folkwang Tanzstudio und dem Ensemble Musikfabrik unterstreicht den interdisziplinären Anspruch.
Ab Mitte März zeigt das Museum Folkwang im Rahmen des Kooperationsprojekts Doppelbildnisse. Alma Mahler-Werfel im Spiegel der Wiener Moderne die Ausstellung Frau in Blau (20. März – 22. Juni 2025). Die Schau beleuchtet die obsessive Beziehung des Künstlers Oskar Kokoschka zur Wiener Komponistin und Salondame Alma Mahler. Erstmals seit über 30 Jahren werden Werke internationaler Sammlungen aus diesem Schaffenszyklus vereint – ein eindrucksvolles Zeugnis expressionistischer Kunst.
Dialog der Museen und Reflexion der Sammlungsgeschichte
Vom 11. April bis zum 27. Juli 2025 gastieren die RuhrKunstMuseen mit 21 x 21 in der Villa Hügel. Erstmals präsentieren die 21 Museen des Netzwerks dort gemeinsam Highlights aus ihren Sammlungen – ein einzigartiger Dialog zwischen moderner und zeitgenössischer Kunst. Von verborgenen Schätzen bis zu Hauptwerken bietet die Ausstellung ein Panorama der Museumslandschaft der Region, das lokale und internationale Entwicklungen der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts verknüpft.
Raphaël Denis (*1979) befragt in seinem Œuvre immer wieder öffentliche und private Kunstsammlungen nach ihrer Rolle während der NS-Zeit: Im Mai 2025 jährt sich zum 80. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges. Zu diesem Anlass zeigt das Museum unter dem Titel D’un Musée L’Autre (ab April 2025) eine Installation des französischen Konzeptkünstlers, die sich mit den 1937 durchgeführten Beschlagnahmungen im Kontext der Folkwang-Sammlung auseinandersetzt.
Politik und Poesie
Im Frühsommer zeigt die Retrospektive The Personal and The Political (16. Mai – 7. September 2025) das Werk der portugiesisch-britischen Künstlerin Paula Rego (1935–2022). In rund 120 Arbeiten, darunter Zeichnungen und Gemälde sowie Puppen, zeichnet die Schau die Entwicklung einer einzigartigen Bildsprache im Werk Regos nach und veranschaulicht, wie die Malerin in ihren schonungslosen Bilderwelten intime Erlebnisse, persönliche Erfahrungen und politische Geschichte verarbeitet. Ihre Werke berühren auch sensible Themen wie staatliche und sexualisierte Gewalt, und setzen diesen Selbstbestimmtheit, Gemeinschaft und Zuneigung entgegen.
William Kentridge und die großen Fragen unserer Zeit
Anlässlich seines 70. Geburtstags bringt das Museum Folkwang mit Listen to the Echo (4. September 2025 – 18. Januar 2026) den südafrikanischen Ausnahmekünstler William Kentridge nach Essen. Seine beeindruckenden Zeichnungen, Animationsfilme und Installationen aus vier Jahrzehnten zeigen die sozialen und politischen Anliegen eines Schaffens, das bis in die Gegenwart reicht. Im Mittelpunkt steht Kentridges Blick auf die Themen der Industrialisierung und des Kolonialismus, die auch im Ruhrgebiet nachhallen. Das Filmmusikwerk Oh To Believe in Another World zur Musik von Dmitri Schostakowitsch, welches in Kooperation mit der Philharmonie Essen zur deutschen Erstaufführung kommt, unterstreicht den Dialog der Künste. Die Ausstellung entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler sowie den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Zeitzeugnisse und künstlerische Stimmen der Gegenwart
Die Herbstmonate widmen sich mit der Ausstellung Stimmen der Zeit – Eine Oral History (10. Oktober 2025 – 4. Januar 2026) den Protagonist:innen der Fotografie des 20. Jahrhunderts, die in historischen Aufnahmen und Interviews lebendig werden. Die Werke junger Künstler:innen der Dokumentarfotografie Förderpreise 15 der Wüstenrot Stiftung (10. Oktober 2025 – 4. Januar 2026) bringen aktuelle Perspektiven zur sozialen und politischen Realität.
Mit Germaine Krull: Chien Fou (28. November 2025 – 15. März 2026) erinnert das Museum Folkwang an die Rolle der kosmopolitischen Pionierin der künstlerischen Fotografie. Die Ausstellung würdigt erstmals die publizistischen und biografischen Arbeiten Germaine Krulls (1897–1985) und eröffnet somit neue Perspektiven auf Leben und Wirken der Jahrhundertfotografin, deren Nachlass das Museum Folkwang verwahrt.
Junge Kunst im Museum Folkwang
Das Ausstellungsformat 6 ½ Wochen wird im Jahr 2025 fortgeführt und stellt in vier Präsentationen junge internationale Künstler:innen vor. Auch das Stipendienprogramm Neue Folkwang Residence wird fortgesetzt und lädt zwei junge internationale Künstler:innen ein, über ein fünfmonatiges Arbeitsstipendium in Essen zu wirken.
Eintritt frei in die Sammlung
Die Sammlungspräsentation des Museums unter dem Titel NEUE WELTEN wird 2025 mit neuen Themenräumen fortgeführt. Sie vereint Kunst aus verschiedenen Jahrhunderten sowie unterschiedliche Medien im Sinne der Folkwang-Idee. Sie ist an allen Öffnungstagen kostenfrei zu besuchen.
Paula Rego
Love, 1995
Pastell auf Papier auf Aluminium,
120 × 160 cm
Courtesy The Estate of Paula Rego and Victoria Miro
© Paula Rego Estate
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