Förderpreise 15 der Wüstenrot Stiftung gehen an: Nazanin Hafez, Alex Simon Klug & Kristina Lenz, Malte Uchtmann, Hannah Wolf

 

 Die Wüstenrot Stiftung hat gemeinsam mit dem Museum Folkwang vier Förderpreise für Dokumentarfotografie vergeben. Die Preise – jeweils mit 10.000 Euro dotiert – erhalten in diesem Jahr Nazanin Hafez, Kunsthochschule Mainz, Alex Simon Klug & Kristina Lenz, Kunsthochschule für Medien Köln, Malte Uchtmann, Hochschule Hannover, Hannah Wolf, Hochschule für Künste Bremen. Unter rund 80 Bewerbungen von Absolventinnen und Absolventen deutscher Kunsthochschulen und fotografischer Ausbildungsstätten wählte die Jury die vier Preisträgerinnen und Preisträger aus.

Die Mitglieder der internationalen Jury:
Karolina Gembara, Künstlerin, Researcher, Aktivistin, Berlin/Warschau
René Hartmann, Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg
Luise Marchand, Künstlerin, Preisträgerin DF13, Berlin
Thomas Seelig, Leiter Fotografische Sammlung, Museum Folkwang, Essen
Francesco Zanot, Kurator, Mailand

Die Jury begründet ihre Auswahl wie folgt:
„Die Vielfalt an Themen und Herangehensweisen der eingereichten Bewerbungen für die Förderpreise verdeutlichen ein anhaltend starkes Interesse an der Auseinandersetzung mit dem dokumentarischen Blick. Die prämierten Projektvorhaben zeichnen sich durch innovative Arbeitsweisen aus, bei denen die Sprache des Dokumentarischen reflektiert und erweitert wird. Inhaltlich verfolgen die Projekte der Preisträgerinnen und Preisträger vielschichtige Auseinandersetzungen mit dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft sowie den Vorstellungen von Privatsphäre und Öffentlichkeit in unserer Gesellschaft.“

Die Dokumentarfotografie Förderpreise werden seit 1994 alle zwei Jahre von der Wüstenrot Stiftung in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang ausgelobt. In diesem Jahr, in dem der Preis zum fünfzehnten Mal vergeben wird, wurde die Ausschreibung erneut im Nominierungsverfahren durchgeführt. Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer aller deutschen Universitäten und Akademien, die einen explizit dokumentarischen Ausbildungsschwerpunkt haben, wurden aufgerufen, Absolventinnen und Absolventen, deren Abschluss nach dem 1. Januar 2021 erfolgte, zu nominieren. Mit der Bewerbung wurde jeweils eine Dokumentation der Abschlussarbeit sowie ein neues Projektvorhaben eingereicht. Die Preise sind mit jeweils 10.000 € dotiert und ermöglichen die Realisierung des eingereichten Projektvorhabens. Nach Ablauf eines Jahres wird aus den Arbeitsergebnissen eine Wanderausstellung mit Begleitkatalog konzipiert. Ausstellung, Katalog und Tournee sind Teil des Förderpreises und werden in vollem Umfang von der Wüstenrot Stiftung getragen.

Der Dokumentarfotografie Förderpreis richtet sich an junge Fotografinnen und Fotografen, die sich dezidiert mit den Darstellungsweisen einer wirklichkeitsorientierten Fotografie auseinandersetzen und dabei thematische Zielsetzungen und formale Aspekte in einen neuen Diskussionszusammenhang bringen.

Die Preisträgerinnen und Preisträger der Dokumentarfotografie Förderpreise 15

Nazanin Hafez (*1991) „Mit Zuschauer schlägt die Künstlerin eine Reflexion über die Zuschauerschaft und Theatralität öffentlicher Hinrichtungen im Iran vor, die in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben. Durch die Untersuchung von Bildern, die von der Propaganda des Regimes verbreitet werden, und die Verwendung ihrer eigenen Visuals und Collagen zwingt uns Nazanin Hafez dazu, unsere eigene Rolle bei der Reproduktion von gewalttätigen Inhalten und die Möglichkeit ihrer Dekonstruktion zu überdenken.“ (Karolina Gembara, Jurymitglied DF15)

Malte Uchtmann (*1996) „Malte Uchtmanns Projekt ANThology: Debugging the Cultural History of Ants erforscht die menschliche Gesellschaft durch die Beobachtung des Sozialverhaltens und der Organisation anderer Tiere und entwickelt eine Strategie, die es uns ermöglicht, uns selbst aus einer unerwarteten, aber beunruhigenden Perspektive zu betrachten. Durch eine interaktive Video-Installation, die von den Bewegungen der Besucher im Ausstellungsraum abhängt, hebt das Projekt die Parallelen zwischen Ameisenkolonien und menschlichen Gemeinschaften hervor und konzentriert sich auf Themen wie Macht, gegenseitigen Einfluss und Zusammenarbeit. Ausgewählt wegen seiner Fähigkeit, universelle Themen mit einer innovativen Darstellungsstruktur zu verbinden, betont Uchtmanns Vorschlag die Nähe zwischen wissenschaftlicher und künstlerischer Forschung.“ (Francesco Zanot, Jurymitglied DF15)

Alex Simon Klug (*1991) & Kristina Lenz (*1992) „In ihrer künstlerischen Arbeit I can’t believe how beautiful this is untersucht das Duo Alexander Klug/Kristina Lenz visuelle Phänomene von KI-basierten Diffusionsmodellen an der Schnittstelle zwischen Text und Bild. Im Übersetzungsprozess entstehen Fehler, die sie im Raum und in der Zeit zu fixieren versuchen. Im Mittelpunkt ihres preisgekrönten Projekts stehen standardisierte Darstellungen flüchtiger digitaler Bilder, die in ein reales und physisches Archiv überführt werden sollen.“ (Thomas Seelig, Jurymitglied DF15)

Hannah Wolf (*1985) „Hannah Wolfs Projekt Es gibt keine harmlosen Zivilisten (Rambo First Blood, 1982) konzentriert sich auf das allgemeine Thema Gewalt und Krieg. Sie stellt fest, dass Gewalt/Krieg zur Zerstörung führt, in manchen Fällen aber auch zur Freiheit. Krieg wird mit Waffen geführt, die in Fabriken auf der ganzen Welt hergestellt werden. Einige davon befinden sich in Bremen, Deutschland, untergebracht in gewöhnlichen, fast langweiligen Orten. Das ist einer der Hauptpunkte ihres Projekts: die gewöhnliche Natur des Außergewöhnlichen. In ihrer Arbeit wird Hannah Wolf die dialektische Natur des Themas mit Bildern und Texten untersuchen.“ (René Hartmann, Jurymitglied DF15)

Weitere Informationen
Kontakt Wüstenrot Stiftung
Dokumentarfotografie Förderpreise
René Hartmann, Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg
+49 7141 16-75 6503, rene.hartmann@wstg.de

Pressebild
Malte Uchtmann
ANThology: Debugging the Cultural History of Ants, 2024
Videostill, 4-Kanal Video Installation
© Malte Uchtmann, 2024

Dokumente

Pressebild
Malte Uchtmann
ANThology: Debugging the Cultural History of Ants, 2024
Videostill, 4-Kanal Video Installation
© Malte Uchtmann, 2024

Media
Malte Uchtmann Pressebild

Malte Uchtmann
ANThology: Debugging the Cultural History of Ants, 2024
Videostill, 4-Kanal Video Installation
© Malte Uchtmann, 2024