Museum Folkwang erwirbt Schiele-Aquarell „Stehendes Mädchen“ (1911) zurück

Essen, 22.3.2023 – In der Ausstellung Expressionisten am Folkwang, die im Januar 2023 mit großem Erfolg zu Ende ging, war die Teilrekonstruktion der 1937 durch die Nationalsozialisten beschlagnahmten Schiele-Sammlung des Museumsgründers Karl Ernst Osthaus ein besonderer Höhepunkt. Nun ist es dem Museum Folkwang gelungen, eines der Werke Egon Schieles für die Sammlung zurück zu erwerben.

Karl Ernst Osthaus, Gründer des Museum Folkwang, war einer der ersten Sammler von Werken Egon Schieles. Bereits 1910, Schiele war zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt, erwarb Osthaus in Wien zwei figurative Aquarelle, darunter ein Selbstbildnis. Zwischen Künstler und Museumsgründer entwickelte sich eine umfangreiche Korrespondenz, die zu weiteren Ankäufen führte. Die erste museale Einzelausstellung Schieles fand 1912 im Museum Folkwang statt. Bis zu Schieles Tod im Jahr 1918 erwarb Osthaus 14 Aquarelle und 1 Gemälde. Dies war seinerzeit die größte Sammlung von Werken des österreichischen Ausnahmekünstlers in einem Museum.

1937 wurden sämtliche Werke Schieles aus der Folkwang-Sammlung von den Nationalsozialisten als „entartet“ beschlagnahmt. Bis auf eine bemalte Postkarte, welche Schiele 1912 an Osthaus geschickt hatte, kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg keine dieser Arbeiten ins Museum Folkwang zurück. Im Zuge der Recherchen zur Sonderausstellung Expressionisten am Folkwang (20. August 2022 – 8. Januar 2023) konnte die ehemalige Schiele-Sammlung weitgehend rekonstruiert werden. Die meisten Werke gehören seit vielen Jahrzehnten zum Bestand wichtiger Sammlungen im In- und Ausland.

Mit dem auch in der Expressionisten-Ausstellung präsentierten Aquarell Stehendes Mädchen, das Gesicht mit beiden Händen bedeckend (1911), ist es dem Museum Folkwang nun gelungen, eines der letzten noch in privater Hand befindlichen Schiele-Werke zurück zu erwerben, welche dem Museum 1937 entzogen worden waren. Der Ankauf wurde durch Mittel, die das Essener Ehepaar Walter und Lieselotte Griese dem Folkwang-Museumsverein hinterließ, ermöglicht. Mit diesen Mitteln konnten seit 2017 bedeutende Werke unter anderem von Max Beckmann, Kate Diehn-Bitt, Erich Heckel, Max Pechstein und Anton Räderscheidt für das Museum Folkwang erworben werden.

Dr. Ulrich Blank, Vorsitzender des Folkwang-Museumsvereins, äußert sich überaus erfreut: „85 Jahre nach den bis heute schmerzhaften Beschlagnahmungen verfügt das Museum Folkwang nun wieder über ein herausragendes Werk Egon Schieles. Es zeugt zugleich von der frühen Begeisterung, die Karl Ernst Osthaus dem Schaffen dieses außergewöhnlichen Künstlers entgegenbrachte.“

Prof. Peter Gorschlüter, Direktor des Museum Folkwang, ergänzt: „Wir freuen uns sehr, dass die enge persönliche Beziehung Egon Schieles zu Karl Ernst Osthaus und dem Museum, das der Künstler einst als „das beste moderne Museum Folkwang“ bezeichnete, durch die Rückerwerbung wieder eine dauerhafte Präsenz in der Museumssammlung erfährt.“

 

Dokumente

Egon Schiele
Stehendes Mädchen, das Gesicht mit beiden Händen bedeckend, 1911
Aquarell, 44,8 x 31,4 cm
Museum Folkwang, Essen
Foto: Museum Folkwang, Jens Nober

Media
Pressebild

Egon Schiele
Stehendes Mädchen, das Gesicht mit beiden Händen bedeckend, 1911
Aquarell, 44,8 x 31,4 cm
Museum Folkwang, Essen
Foto: Museum Folkwang, Jens Nober