Tanz und Kunst im Dialog – in ihrer neuen Live-Performance trifft die belgische Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker, Rosas auf die Sammlung des Museum Folkwang
Die Ruhrtriennale und das Museum Folkwang präsentieren gemeinsam die Uraufführung von Y. In der Neuproduktion von Anne Teresa De Keersmaeker, Rosas reagiert die belgische Choreografin und Tänzerin auf Werke aus der Sammlung des Museum Folkwang. Unter dem Titel Y, abgekürzt für „Why“ (Warum), erforscht De Keersmaeker das Potenzial von Fragen sowie das Verhältnis von Figuration und Abstraktion, Bild und Bewegung. Y wird in der Zeit vom 17. August bis zum 8. September 2024 jeweils von Donnerstag bis Sonntag im Museum Folkwang in Essen gezeigt.
Ausgangspunkt für De Keersmaekers choreografische Auseinandersetzung mit der Sammlung des Museum Folkwang ist Édouard Manets großformatiges Gemälde Portrait de Faure dans le rôle d‘Hamlet (Der Sänger Jean Baptiste Faure als Hamlet, 1877). Hamlets berühmtes Zitat „To be or not to be“, das Thema des Zweifels und wie sich dieser in der Tragödie entfaltet, leiten De Keersmaeker bei ihrer epochen- und medienübergreifenden Zusammenstellung aus den Beständen der Malerei, Skulptur, Fotografie, Grafik und des Plakats: So sucht Manets Hamlet beispielsweise den Austausch mit Barnett Newmans Prometheus Bound (1952), Caspar David Friedrichs Frau vor der untergehenden Sonne (um 1818) korrespondiert mit Mark Rothkos Untitled (White, Pink and Mustard) (1954).
De Keersmaeker und ihre Tänzer:innen Nassim Baddag/Jean Pierre Buré, Synne Elve Enoksen, Nina Godderis, and Robson Ledesma untersuchen die Spannung zwischen den Kunstwerken und transformieren sie durch den menschlichen (Tanz-)Körper. Durch ihre Interpretationen erweitern die Tänzer:innen die sowohl figurativen als auch abstrakten Folkwang-Werke in Raum und Zeit. Sie antworten mit expressiven Bewegungen auf Werke wie Rudolf Bellings Skulptur Kain und Abel (1918), einer Darstellung der Ur-Geschichte menschlicher Gewalt. Fünf Jugendliche am Strand, fotografische Porträts von Rineke Dijkstra aus den 1990er Jahren, werden durch kleinste Regungen dekonstruiert. Die lebensgroßen Fotografien (2020, 2023) des polnischen Kollektivs The Archive of Public Protests thematisieren heutige Krisen und Diskurse. In De Keersmaekers Y reflektieren sie die Bedeutung des Tanzes in der Protestkultur und fordern eine tänzerische Auseinandersetzung auf Augenhöhe.
Die Choreografie Y wird in dem rund 800 Quadratmeter großen Parcours in den Räumen des Museum Folkwang erlebbar. Das Publikum ist eingeladen, den Tänzer:innen frei im Raum zu folgen und so am dynamischen Zusammenspiel von Tanz, bildender Kunst und Musik teilzuhaben. Die für das Projekt entwickelte Soundlandschaft, komponiert von De Keersmaekers langjährigem Begleiter Alain Franco, kombiniert Klangmaterial aus Klassik, Pop, elektronischer und zeitgenössischer Musik sowie Poesie und Interviews und ruft so Erinnerungen aus unserem kollektiven Gedächtnis wach.
Seit 2015 entwickelt Anne Teresa De Keersmaeker Choreografien für museale Räume. Daraus entstanden viel beachtete Projekte wie Work/Travail/Arbeid (2015, Wiels, Centre Pompidou, Tate Modern, MoMA), Dark Red (2020–2022, Kolumba, Fondation Beyeler, Neue Nationalgalerie) und Forêt (2022, Louvre). Das Projekt unter dem neuen Intendanten der Ruhrtriennale, Ivo Van Hove, reiht sich ein in Kooperationen der Ruhrtriennale mit dem Museum Folkwang wie beispielsweise jene mit Mette Ingvartsen (2021), Candice Breitz (2019) oder Bouchra Khalili (2018).
Eine Produktion von Rosas. Eine Auftragsarbeit der Ruhrtriennale in Koproduktion mit dem Museum Folkwang.
Rosas wird unterstützt von der Flämischen Gemeinschaft und der Flämischen Gemeinschaftskommission (VGC) sowie von Tax Shelter der belgischen Bundesregierung, in Zusammenarbeit mit Casa Kafka Pictures.
Unterstützt von Ammodo. Gefördert durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.
Informationen
Y
Anne Teresa De Keersmaeker, Rosas
17. August– 8. September 2024
Jeweils donnerstags/freitags 16 bis 20 Uhr
Jeweils samstags/sonntags 14 bis 18 Uhr
Tickets: www.ruhrtriennale.de
Preis: 14 €, ermäßigt 7 €
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