William Kentridge

Tide Table, 2003/04

Tide Table ist ein Film über die Wechselfälle des Schicksals. Ebenso wie Ebbe und Flut steigen und fallen auch die Börsenkurse, die der Großkapitalist Soho Eckstein in der Zeitung auf einem Liegestuhl verfolgt. Vor seinen Augen entwickelt sich das Panorama der Gesellschaft in Südafrika, in der Freude und Leid so nah beieinander liegen. Generäle in schmucken Uniformen sichern ihre Macht, wohlhabende Großbürger verkehren in luxuriösen Hotels, während auf der anderen Seite die Kühe abmagern und die Menschen an Epidemien zugrunde gehen. Der Film verfolgt das Geschehen aus der distanzierten Position eines Zeitungslesers mit der gleichen Resignation wie den Wechsel der Gezeiten. Der südafrikanische Künstler William Kentridge (*1955) wurde bekannt durch seine Animationsfilme, in denen er auf metaphorische Weise die Apartheid und ihre Folgen in seinem Heimatland thematisiert. Seine Geschichten entstehen auf der Basis von großformatigen Kohle- und Pastellzeichnungen, die er mit einer 35-mm-Kamera aufnimmt. Die zeichnerischen Veränderungen in den einzelnen Arbeitsschritten werden nicht komplett gelöscht, sondern bleiben als Spur sichtbar.

William Kentridge, Tide Table, 2003/04

William Kentridge
Tide Table, 2003/04
1-Kanal-Video (s/w, Ton), 8’
Courtesy Sammlung Goetz, München