Altägyptischer Totenkult

Nirgendwo haben sich so viele Zeugnisse des Glaubens und des Alltagslebens der alten Ägypter erhalten wie in den Gräbern ihrer Toten. Ein altägyptisches Grab war die Wohnstätte der Verstorbenen, es bestand aus mehreren Räumen, in denen sich ein Übergang aus dem Diesseits in das Jenseits formen sollte. Der Leichnam befand sich im unteren Bereich des Grabes. In den oberen Kultbereich brachten die Hinterbliebenen Grabbeigaben und vollzogen dort rituelle Handlungen für seine Wiederauferstehung und sein Wohlergehen im Jenseits.

Die Grabbeigaben umfassten Kleidung, Spiele, Stühle, Lampen, Schalen mit Wein und Bier, Körbe mit Brot und Obst sowie haltbar gemachtes Fleisch. Kleine, mit Salben und Ölen gefüllte Gefäße wurden mit in das Grab gegeben. Solche Gefäße aus Hartgestein sind bereits in der vorgeschichtlichen Naqada–Kultur um 3500 bis 3100 v. u. Z. und in frühdynastischer Zeit in später kaum mehr übertroffener Perfektion nachweisbar. Während man Häuser und Alltagsgegenstände der Lebenden aus vergänglichen Materialien fertigte, fand im Bereich der Gottesverehrung und des Totenkults dauerhafter Stein Verwendung. Er galt als Garant für die Ewigkeit und sicherte daher die fortwährende Versorgung der Toten.

Um unliebsame Aufgaben im Jenseits zu erledigen, standen den Verstorbenen kleine Dienerfiguren, die Uschebtis („Antworter“), zur Seite. Diese mumienförmigen Figuren legte man zusammen mit kleinen Modellen der für die anstehenden Arbeiten benötigten Werkzeuge ebenfalls in das Grab. Später wurden die benötigten Gerätschaften einfach auf den Uschebti gemalt. In den Händen tragen sie häufig zwei Hacken für das Bestellen der Felder. Je nach gesellschaftlichem Stand und Vermögen des oder der Toten variierte die Anzahl der beigegebenen Uschebtis.

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hatten Kunst- und Antiquitätenhändler nahezu unbegrenzten Zugang zu altägyptischen Objekten; deren Ausfuhr aus dem unter englischem Protektorat stehenden Khedivenreich unterlag keinen größeren Beschränkungen. Die Sammler:innen standen jedoch vor dem Problem, sich bei ihrer Auswahl vor allem auf ihr eigenes Qualitätsverständnis und Stilempfinden stützen zu müssen. Den kulturhistorischen Wert der Objekte und ihren kulturellen Kontext konnten sie kaum beurteilen, da die altägyptischen Denkmäler und Inschriften noch sehr wenig erforscht waren. Karl Ernst Osthaus stellte in dieser Zeit nach seinen Vorstellungen eine Auswahl aus der künstlerischen und kunsthandwerklichen Produktion des alten Ägyptens zusammen, die von der vorgeschichtlichen Zeit bis zum Ende der Antike (6. Jh. n. u. Z.) reicht. Fast alle Objekte stammen aus Gräbern oder dem Bereich des Totenkults.

ENTRE CHIEN ET LOUP

Ägypten, Anonym Mumienmaske eines jungen Mannes, um 50 n. Chr.

Ägypten, Anonym
Mumienmaske eines jungen Mannes, um 50 n. Chr.
Stuck auf Sandunterlage, polychrom bemalt
Museum Folkwang, Essen

Ägypten Statuette einer sitzenden Katze, ptolemäische Zeit, 664-30 v. Chr.

Ägypten
Statuette einer sitzenden Katze, ptolemäische Zeit, 664-30 v. Chr.
Bronze
Museum Folkwang, Essen