Entre Chien et Loup
Unsere Gegenwart verliert mehr und mehr eine feste Ordnung, vieles ist heute zu jeder Tageszeit und fast überall möglich: Einkaufen, Arbeiten, miteinander Kommunizieren. Dies schafft eine hohe Flexibilität, die in unserer Gesellschaft meist als Freiheit erlebt wird. Zugleich befördert sie einen Individualismus, der bisherigen, auch traditionellen Formen der Gemeinschaft und den damit verknüpften Ritualen häufig im Weg steht.
Rituale sind im Leben das, was im Raum die Dinge sind, hat der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry einmal sinngemäß formuliert. Sie schaffen einen Zusammenhalt ohne Kommunikation. Mittels symbolisch aufgeladener Handlungen, die auf die jeweilige Kultur oder Religion verweisen, werden Werte und Ordnungen geschaffen und vermittelt. Durch ihre Wiederholung in einer festgelegten Form geben diese Handlungen der Zeit ein festes Gefüge.
Im Raum Entre chien et loup sind Objekte zu sehen, die zu einem großen Teil bereits der Gründer des Museum Folkwang, Karl Ernst Osthaus, zusammengetragen hat: Sie sollten die Zusammenschau von Werken nicht-europäischer Kulturen aus dem Bereich der angewandten Kunst mit Gemälden und Skulpturen der europäischen Avantgarde ermöglichen. Es handelt sich um Objekte, die eine wichtige Rolle in rituellen Kontexten und Zeremonien gespielt haben. Viele stammen aus religiösen Zusammenhängen, wie dem Buddhismus, dem altägyptischen Totenkult oder dem christlichen Glauben. Die Utensilien für die japanische Teezeremonie, die kultischen Tiergefäße aus dem Iran und die Schattenspielfiguren des javanischen Wayang Kulit haben gemeinsam, dass sie jenseits des Religiösen in anderen Formen der Zusammenkunft genutzt wurden.
Die Redewendung „entre chien et loup“, die Bettina Gruber für ihr Video als Titel gewählt hat, bezeichnet im Französischen den Übergang zwischen Tag und Nacht.
Die Sammlung der Archäologie, der angewandten Kunst und der Objekte aus nicht-europäischen Herkunftsländern sowie ihre Provenienzen sind wissenschaftlich noch nicht vollständig erschlossen; sie werden laufend weiter erforscht.
Mehr Informationen zu den Werken finden Sie in der SAMMLUNG ONLINE