Wayang Kulit – Javanisches Schattenspiel

Zu sehen sind vier der insgesamt 120 Schattenspielpuppen, die in der Sammlung Folkwang aufbewahrt werden. Das Schattenspiel veranschaulicht die traditionelle Kunst Javas, die von besonderer Feinheit, Ästhetik und tiefer Symbolik gekennzeichnet ist. In einer Wayang Kulit-Aufführung erzählen die Schatten („wayang“) der aus Leder („kulit“) geschnittenen Puppen uralte Geschichten über Leben und Tod. Der genaue Ursprung des Wayang Kulit, das auf den zu Indonesien gehörigen Inseln Java und Bali sowie auf einigen weiteren Inseln in Südostasien aufgeführt wird, ist unbekannt. Erstmals erwähnt wird es im altjavanischen Gedicht Arjunawiwaha aus dem frühen 11. Jahrhundert. Darin wird gelehrt, dass alles, was im Leben wahrgenommen wird, eine Illusion sei – wie die Schatten des Wayang Kulit. Die meisten der heute bekannten historischen Objektgruppen stammen aus dem 19. oder dem frühen 20. Jahrhundert.
Die beiden zur Aufführung gebrachten Hauptzyklen sind das Ramayana und das Mahabharata. Sie entstammen der hindu-buddhistischen Kultur und gehen auf alte indische Epen zurück, die im Zuge der indischen Einflussnahme seit den ersten Jahrhunderten u. Z. in Java Bekanntheit erlangen. Eine originale Schattenspielaufführung beginnt in einer Abendstunde und endet am frühen Morgen des folgenden Tages. Über einem quer liegenden Bananenstamm ist eine breite Leinwand aufgespannt; in den Bananenstamm können die Figuren gesteckt werden, die gerade im Einsatz sind, rechts die „Bösen“ und links die „Edlen“ (aus der Sicht der Zuschauer:innen vor der Leinwand,). Der Puppenspieler („dalang“) sitzt hinter der Leinwand; neben ihm in einer Holzkiste liegen rund 50 Figuren bereit, die während des Spiels zum Einsatz kommen. Hinter dem Puppenspieler ist das Gamelan-Orchester aufgebaut, bestehend aus Metallophonen, Gongs und anderen Instrumenten. Das Licht einer hinter der Leinwand aufgehängten Öllampe („blencong“), heute meist ersetzt durch eine elektrische Beleuchtung, wirft die namensgebenden Schatten auf die Leinwand.
In früheren Zeiten wurde Wayang im Rahmen von glückverheißenden Ritualen aufgeführt, z. B. anlässlich der Geburt eines Kindes, einer Hochzeit, oder der Einweihung eines Hauses. Für die Anfertigung und Anschaffung eines Wayang Kulit-Sets sowie für die Aufführung selbst fallen hohe Kosten an, weshalb traditionell nur höhergestellte Familien Wayang-Aufführungen finanzieren konnten. Aufgrund dieser Kosten und auch wegen des Rückgangs traditioneller Kulturpraktiken hatten privat organisierten Vorführungen bis in die frühen 2000er Jahre stark abgenommen. Inzwischen hat ein Wandel im Bewusstsein der Bevölkerung über die eigene reiche Kultur eingesetzt. Ein wesentlicher Beitrag dazu ist die Aufnahme des Wayang-Kulit-Spiels in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit im Jahre 2008.

ENTRE CHIEN ET LOUP

Java, Anonym, Prabu Rama, undatiert

Java, Anonym
Prabu Rama, undatiert
Schattenspielfigur für das Wayang Kulit-Theater
Büffelpergament, gestanzt, Naturfarben mit Fischleim, Büffelhorn, Holz, Bindfaden
Museum Folkwang, Essen

Java, Anonym, Kapi Menda, undatiert

Java, Anonym
Kapi Menda, undatiert
Schattenspielfigur für das Wayang Kulit-Theater
Büffelpergament, gestanzt, Büffelhorn, Naturfarben mit Fischleim
Museum Folkwang, Essen